Der Spieler ist müde, verwirrt, irritiert und beschämt, die Hälfte seines Hab und Gutes hat er bereits verspielt und hat nun die einzig richtige Entscheidung getroffen... „Weg von hier!“ Doch angesichts des labyrinthartigen Aufbaues und dem Fehlen an Orientierungspunkten gelingt es ihm nicht so recht den Ausgang zu finden. Er weiß weder wie spät es ist, noch in welchem Casino er ist und wie er es von hier zur Fähre schaffen soll, weiß er auch nicht. Als er sich endlich zu dem Ausgang vorgekämpft hat, stellt er fest, dass es mitten in der Nacht ist. Ein kalter Wind bläst ihm am Busbahnhof entgegen von dem aus die Gratis Shuttle Busse zur Fährstation fahren. Doch erst in einer Stunde. Er kauert sich daher in eine Ecke und schläft ein. Geweckt von dem lauten Geräusch des Dieselmotors steigt er schnell in den vor ihm stehenden Bus ein. Der Schlaf hat ihm gut getan, der Spieler kann wieder klar denken. Er versucht die letzten Stunden zu analysieren und entdeckt zahlreiche Fehler in seiner Taktik. Die Fahrt zur Fähre dauert zwanzig Minuten. Und als er aus dem Bus aussteigt, strömen zahlreiche glückliche fröhliche Menschen in den Bus, die auch ihr Glück versuchen wollen in den Spielhöllen der Stadt. Doch wie sollen sie es schaffen, wenn selbst er mit seinem beinahe perfekten System gescheitert ist?! Sollte er ihnen nicht zeigen wie es geht, nun als er auf der Busfahrt sein System optimierte und es „todsicher“ gemacht hat?! Der Bus hat noch einen Restplatz... Und so steigt unser Spieler wieder ein um die Hälfte seines Vermögens zurück zu gewinnen oder (was wahrscheinlicher ist) auch noch die andere Hälfte zu verspielen. 
I don´t care how smart or how crazy you are, i´m just afraid you will leave too early. 
Wir haben uns in Macao viele Casinos angesehen. Dieser Glücksspieltourismus entkoppelt von einem ausgeprägten Spieltrieb war wirklich amüsant. Unter anderem waren wir im Ponte 16, Sands, Venetien, Grand Lisboa, MGM, Wynn und vielen mehr. Innerhalb der Casinos, wo das Fotografieren leider nicht gestattet war, reiht sich ein Spieltisch an den nächsten und die freundlichen Croupiers laden einen mit einem Lächeln auf den Lippen und einer typischen Handbewegung dazu ein zu Spielen. Sonnenlicht gibt es keines. Außen leuchtet und glitzert das pompöse Gebäude und versucht einen in den Irrglauben zu versetzen hier Reichtum und Wohlstand finden zu können.
Glückspiel ist weder in Hongkong noch in Festlandchina legal, doch dummerweise haben die Chinesen einen Hang zum Glückspiel und wollen diesen klarerweise irgendwo ausleben. Dies führt dazu, dass am Wochenende die Casinos von Macao zum Bersten voll mit reichen und neureichen Chinesen sind, die nur eines im Kopf haben - „Spielen spielen spielen“. 
Wir selbst haben uns auch versucht, jedoch mit entsprechenden Einsätzen und an für uns bekannten Spielen. So spielten wir „Black Jack“ und „Jacks or better“ am Automaten und hatten auch für einige Zeit ziemlich viel Spaß! Anfangs schafften wir es noch unseren Spieleinsatz von 2 Euro zu verdreifachen, ehe wir dann alles verspielten und beide mit einer neutralen Bilanz die Spielhallen wieder verließen. 
Abseits von Geld, Glitzer und Gewinnchance hat Macao auch ein ganz anderes Gesicht. Einst Handelsposten und Kolonie der Portugiesen, nun Sonderverwaltungszone Macao der Volksrepublik China, merkt man dem Städtchen den europäischen Einfluss stark an. Die Hauptattraktion der Stadt sind wohl die Ruinen von St. Paul. Eine Kirche, die durch ein Feuer zerstört wurde und lediglich die markante Frontmauer am Ende einer langen Treppe erhalten blieb. Doch anhand dieser Mauer ist erkennbar, wie in Macao die europäischen und die asiatischen Stilrichtungen harmonierten und fusionierten. 
Neben den vielen westlich geprägten Kirchen (St. Lawrence, St. Anthony) samt Bibliotheken, Klöstern und Theatersälen gibt es auch eine Vielzahl von Tempeln (Ma Kok Miu, Na Tcha Temple) die es zu besichtigen lohnt. Am besten geht man die Strecken zu Fuss. Solange man nicht auf die Nebeninsel Taipa fährt ist alle bequem per pedes zu erreichen. Meine persönliche Empfehlung ist das Mandarin House, dass mich ob seiner Verschmelzung von verschiedenen architektonischen Einflüssen und zahlreichen witzigen Gimmicks am meisten begeistert hat. 
Nicht unerwähnt dürfen auch die pompösen Bauten am Senatsplatz, sowie der Senatsplatz selbst.

„Of course no english“ - Welcome to China!

Am 9.9.2013 war es dann endlich soweit und wir betraten (gemeinsam mit tausenden anderen Chinesen) das Land der Mitte. Und obwohl wir von vielen Seiten mehrfach gewarnt wurden und man uns ermahnt hat, dass China anders sei, dachten wir uns, dass zwei so abgebrühte Rucksacktouristen wie uns nichts, aber auch wirklich gar nichts, aus der Fassung bringen kann. Wir haben zahlreiche asiatische Länder überlebt. Was soll denn da schief gehen? Nunja, selbst einfache tausendfach geprobte Abläufe wie ein Busticketkauf oder die Bestellung einer Speise in einem Restaurant wird in China zum Abenteuer. Der zusätzliche Zeitdruck machte Angelegenheit für die Beteiligten nicht einfacher... Dennoch schafften wir es in unsere Zielstadt Guangzhou und selbst das Finden des Hotels war dank ortskundigem Taxifahrer ein Kinderspiel. Der schwierigste Part des ganzen Tages war das Einchecken in unserem Hotel! Wie gewohnt mit agoda Reservierung an der Rezeption angetanzt, wollten uns die Rezeptionisten gleich einmal wegschicken... „Full, full...“ Waren ihre Worte. Es dauerte eine Weile um Ihnen klarzumachen, dass wir über agoda reserviert haben. So weit so gut. Man brachte uns aufs Zimmer. Zeigte die Einrichtungen und das Ambiente und fragte per Zeichensprache ob man damit zufrieden sei. Als wir begannen uns häuslich einzurichten schrie die Rezeptionistin auf und sagte nur ein Wort: „MONEY!!!“. Wir versuchten ihr daher zu erklären, dass das Zimmer bereits per Kreditkarte bezahlt sei. Wollte sie nicht verstehen. Also ging es zurück an die Rezeption, wo wir es mit Google Übersetzer, Übersetzungsapp, Sprachteil im Reiseführer, dem lieben Marko per Whatsapp aus Chengdu als Übersetzer und schlussendlich einem Chinaindonesier namens Gary an der Hotelrezeption geschafft haben einen ganz simplen alltäglichen Vorgang erfolgreich abzuschließen. Von diesem Zeitpunkt an war klar, dass wir in China sehr viel Spass haben werden und viel Zeit für Zeichnungen, Pantomime und sonstigem Schauspiel draufgehen wird, einfach nur um zu Überleben. 
Am nächsten Tag machten wir uns frühmorgens auf zum Bahnhof, denn gleich zu Beginn wollten wir China „ungeschminkt“ sehen und das geht am besten bei einer 33 stündigen Zugfahrt. Schon am Bahnhof war eines klar, Chinesen spucken, pinkeln und scheißen überall hin. Hinter dieser Körperflüßigkeitsfreizügigkeit steckt jedoch eine ganze Philosophie, denn alles was im Körper nichts zu suchen hat muss raus und das am Besten sofort. Das mag vielleicht für Außenstehende lustig klingen, für einen Betroffenen ist es nur eines... ziemlich ekelhaft. Und um dieses China noch besser kennenzulernen hatte unser Zug auch noch eine gesalzene Verspätung von über zwölf Stunden. Dank den zuvor am Bahnhof eingekauften Packerlnudelsuppen mussten wir zumindest nicht verhungern und ab und an kamen fahrende Händler mit Getränken, frischen Früchten, frischem Essen und Keksen vorbei. 
Als wir um vier in der Früh in Chengdu ankamen, mussten wir noch fünf Stunden an Zeit totschlagen, da die Rezeption unseres Apartments erst um 09:00 Uhr aufmachte. Wir setzten uns in den Bahnhofs KFC und machten Reiseplanung ehe wir um 08:00 zu Fuß unsere Unterkunft suchen gingen und Dank einem netten Chinesen, der mir kurz sein Handy borgte, auch den Telefonanruf an unsere Unterkunft tätigen konnten, die uns dann freundlicherweise vom vereinbarten Treffpunkt abholten. Alles um einen Tag verschoben, aber was solls. 
LG Lukas



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